Heutzutage liegt so einiges in der Luft, was zwar klein, aber alles andere als fein ist. Ein großes Thema ist und bleibt die zunehmende Feinstaubbelastung. Dabei wird bislang leider übersehen, dass es nicht nur um die Außen-Luft in den Großstädten schlecht bestellt ist, sondern auch die „inneren Werte“ an vielen Arbeitsplätzen dringend einmal genauer unter die Lupe genommen werden müssten.
Laut Definition des Umweltbundesamtes versteht man unter Feinstaub in der Atmosphäre befindliche einatembare Partikel ab einem Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer. Je nach Konzentration kann Feinstaub die Gefahr von Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen nach sich ziehen, wie Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) belegen. Auch das aktuell veröffentlichte Forschungsergebnis eines internationalen Teams von Wissenschaftlern im British Medical Journal zeigt, dass bereits eine Erhöhung des Feinstaubanteils um 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft die Wahrscheinlichkeit von Herzproblemen um 13 Prozent steigere. Angesichts solcher Risiken sollte es für Unternehmen im wahrsten Sinne des Wortes auch „Herzensangelegenheit“ sein, für gute Luft am Arbeitsplatz zu sorgen. Dass dies noch nicht die Regel ist, zeigt die Untersuchung eines europaweit führenden Herstellers von Innenraum-Luftreinigungs-Systemen, bei der deutschlandweit 100 Lagerhallen und Logistikzentren im Hinblick auf deren Feinstaubwerte unter die Lupe genommen wurden – mit äußerst betrübenden Ergebnissen.
So zeigte diese Untersuchung,dass die Feinstaubwerte von 82 % dieser Lagerhallen über 50 Mikrogramm lagen,also dem Wert, der in den Straßen deutscher Städte bereits als oberer Grenzwert gilt. Wenn man nun noch bedenkt, dass die meisten Arbeitnehmer täglich etwa acht Stunden an ihrem Arbeitsplatz derart „dicke Luft“ atmen, wiegt dieses Gesundheitsrisiko schwer und macht dringenden Handlungsbedarf erforderlich. Umso erschreckender mag es anmuten, dass diese Werte laut gesetzlichen Vorschriften durchaus noch im Rahmen sind. Tatsächlich ist der legale Wert für die Feinstaubbelastung im beruflichen Umfeld derzeit noch 200 mal so hoch angesetzt wie die 50 Mikrogramm,die in der Außenluft erlaubt sind. Solange hier kein sinnvoll angepasster EU-Grenzwert vorgeschrieben wird, bleibt nur zu hoffen, dass immer mehr Arbeitgeber ihre Verantwortung ernst nehmen und aus eigenem Antrieb mit innovativen Lösungen zur Feinstaubreduzierung in die Gesundheit ihrer Angestellten investieren.
Die Metallverwertungsgesellschaft mbH in Gottenheim ist mit gutem Beispiel vorangegangen. Beim Bau einer neuen Lagerhalle mit Gefahrgutbereichen und LKW-Betrieb wollten die Betreiber sichergehen, dass durch die Lüftungsanlage eine perfekte Absaugung von Feinstaub und anderen gefährlichen Stäuben, die durch Umschütten des Lagerguts entstehen, in allen Hallenbereiche auch tatsächlich gewährleistet ist. Daher sollte das geplante Lüftungskonzept vor der baulichen Umsetzung mittels computergestützter Simulation auf Herz und Nieren geprüft werden.
Für die Untersuchungen wurden die Strömungsexperten der HTCO GmbH hinzugezogen. „Unsere Simulationen zeigten schnell, dass mit der vorliegenden Lüftungsplanung zwar alle Hallenbereiche belüftet werden konnten. Aber die angedachte hohe Ventilatorleistung hätte zu starken Luftströmungen geführt, mit denen die kritischen Stäube in der ganzen Halle verteilt worden wären. Die Absaugung der Staubpartikel wäre dadurch extrem erschwert gewesen.“ erinnert sich HTCO-Geschäftsführer Dr. Axel Müller. „Am besten ist es, dafür zu sorgen, dass Stäube und andere Schadstoffe kontrolliert in die Filtersysteme geleitet werden.“ Dies sei aber gar nicht so einfach. „Strömungen verhalten sich nie so, wie man denkt. Es entstehen immer Wirbel oder Totzonen,die man mit den herkömmlichen Methoden in der Planungsphase nicht vorhersagen kann,“ weiß der Strömungsfachmann aus langjähriger Erfahrung. „Oft denkt man, mit viel Technik erreiche man viel Leistung. Wenn aber die Schadstoffpartikel durch falsche Positionierung der Absaugvorrichtungen unzureichend erfasst werden oder durch die Raumströmung gar daran vorbeigeleitet werden, dann ist selbst die leistungsstärkste und teuerste Technik für die Katz.“
Durch Strömungssimulation kann das Partikelverhalten unter Berücksichtigung der örtlichen Luftströmungen und aller zusätzlichen Bedingungen, die sie sich beispielsweise durch Wärmestrahlung von Maschinen, offene Tore oder andere Belüftungskomponenten ergeben, berechnet und visualisiert werden. Wie im Falle der Lagerhalle der Metallverwertungsgesellschaft lässt sich dadurch genau ermitteln, wo idealerweise Absaugelemente angebracht werden müssen, um den bei einer LKW-Entladung entstehenden Staub direkt absaugen zu können. Zudem konnte gezeigt werden, welche Auswirkung diese Absaugelemente im Hinblick auf die gesamte Hallenbelüftung haben und mit welchen Maßnahmen das Gesamtkonzept so effizient wie möglich und mit so wenig Technik wie nötig ausgelegt werden kann.
Auf Basis der Simulations-Erkenntnisse berechneten die Strömungsexperten die optimale Positionierung der Absaugungsvorrichtungen und erzielten damit eine perfekte Absaugung der schädlichen Stäube mit einem wesentlich geringeren Bedarf an Ventilatorenleistung. Das Ergebnis: Ein innovatives Lüftungskonzept für gesunde Arbeitsluft mit lediglich 30 % der ursprünglich geplanten Luftmenge und damit deutlich reduzierten Anschaffungs- und Betriebskosten.
Und damit noch nicht genug. Mit weiteren Simulationen ließen die Betreiber die Funktion des Lüftungskonzepts auch bei LKW-Verkehr in der Halle überprüfen und konnten so sicherstellen, dass für ihre Mitarbeiter Feinstaub am Arbeitsplatz kein Thema wird. Einen fundierten Immissionsnachweis für die Behörden im Baugenehmigungsverfahren hatten sie gleich auch in der Tasche. Wenn das kein schöner Grund für allgemeines Aufatmen ist!