Heutzutage liegt so einiges in der Luft, was zwar klein, aber alles andere als fein ist. Ein großes Thema ist und bleibt die zunehmende Feinstaubbelastung. Dabei wird bislang leider übersehen, dass es nicht nur um die Außen-Luft in den Großstädten schlecht bestellt ist, sondern auch die „inneren Werte“ an vielen Arbeitsplätzen dringend einmal genauer unter die Lupe genommen werden müssten.
Laut Definition des Umweltbundesamtes versteht man unter Feinstaub einatembare Partikel in der Atmosphäre ab einem Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer. Je nach Konzentration kann Feinstaub die Gefahr von Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen nach sich ziehen. Deshalb sollte es für Unternehmen im wahrsten Sinne des Wortes auch „Herzensangelegenheit“ sein, für gute Luft am Arbeitsplatz zu sorgen. Dass dies noch nicht die Regel ist, zeigt die Untersuchung eines europaweit führenden Herstellers von Innenraum-Luftreinigungs-Systemen, bei der deutschlandweit 100 Lagerhallen und Logistikzentren im Hinblick auf deren Feinstaubwerte unter die Lupe genommen wurden – mit äußerst betrübenden Ergebnissen.
So zeigte diese Untersuchung, dass die Feinstaubwerte von 82 % dieser Lagerhallen über dem Wert von 50 Mikrogramm lagen, der in den Straßen deutscher Städte bereits den oberen Grenzwert markiert. Wenn man nun noch bedenkt, dass die meisten Arbeitnehmer täglich etwa acht Stunden an ihrem Arbeitsplatz derart „dicke Luft“ atmen, wiegt dieses Gesundheitsrisiko schwer und macht dringenden Handlungsbedarf erforderlich. Umso erschreckender mag es anmuten, dass diese Werte laut gesetzlichen Vorschriften durchaus noch im Rahmen sind. Tatsächlich ist der legale Wert für die Feinstaubbelastung im beruflichen Umfeld derzeit noch 200 mal so hoch angesetzt wie die 50 Mikrogramm, die in der Außenluft erlaubt sind. Solange hier kein sinnvoll angepasster EU-Grenzwert vorgeschrieben wird, bleibt nur zu hoffen, dass immer mehr Arbeitgeber ihre Verantwortung ernst nehmen und aus eigenem Antrieb mit innovativen Lösungen zur Feinstaubreduzierung in die Gesundheit und ihrer Angestellten investieren. Wir sind mit unserem Projekt für das neue Lüftungskonzept der MV Metallverwertungsgesellschaft mbH in Gottenheim mit gutem Beispiel vorangegangen.
Für eine Lagerhalle mit Gefahrgutbereichen und LKW-Betrieb galt es ein Lüftungskonzept zu überprüfen, das neben optimaler Durchlüftung auch eine sichere Absaugung potenziell gefährlicher Stäube garantieren sollte. Zunächst analysierten wir dafür die Strömungsbedingungen in und um eine der Metallsammelboxen und konnten so darstellen, wo idealerweise Absaugvorrichtungen angebracht werden müssen, um den bei einer LKW- Entladung entstehenden Staub am besten absaugen zu können. In einem nächsten Schritt erweiterten wir unsere Analysen auf die gesamte Grätzehalle, um aufzuzeigen, welche Wechselwirkungen sich durch die Einzelabsaugungen ergeben und ob die Belüftung in allen Bereichen dieser Halle ausreichend ist. Abschließend befassten wir uns mit der Belüftungs-Wirkung auf den gesamten Hallenbereich.
Darüber hinaus war für das Baugenehmigungsverfahren eine Aussage über die Schadstoffbelastung für die Mitarbeiter in Bezug auf Dieselruß vom Bagger-, Gabelstapler- und LKW- Betrieb notwendig. Da für die Stoffverteilung in der Halle die tatsächliche Strömungssituation in der Halle maßgebend ist, sollte im Vorfeld mittels Strömungssimulation eine entsprechende Analyse durchgeführt werden. Mit äußerst wertvollen Erkenntnissen: Sie zeigte, dass das geplante Lüftungskonzept trotz umfangreicher Technikkomponenten die Schadstoffe nicht ausreichend absaugen würde. Zunächst natürlich enttäuschend. Andererseits aber goldwert, dass der Bauherr dieses Wissen bereits in der Planungsphase gewinnen und entsprechend weiter verwerten konnte.
Auf Basis unserer Strömungsanalysen erarbeiteten wir neue Vorschläge für die optimale Positionierung der Absaugungsvorrichtungen und erreichten damit eine perfekte Absaugung der Schadstoffe mit wesentlich geringerem Bedarf an Ventilatorenleistung. Das Ergebnis: Ein innovatives Lüftungskonzept für gesunde Arbeitsluft mit lediglich 30% der ursprünglich geplanten Luftmenge und damit deutlich reduzierten Kosten. Wenn das kein schöner Grund für allgemeines Aufatmen ist!
Zum Weiterlesen:
Für gesunde Arbeitsplätze sorgen und dabei Betriebskosten sparen durch Strömungssimulation.